Vom 9. bis 10.1. erhielt die Dokumentations- und Begegnungsstätte (DOK) Besuch von Herrn Eddy Smythe aus England. Sein Vater, John Smythe, war von Ende 1943 bis zur Befreiung im Mai 1945 Kriegsgefangener der Luftwaffe im Stalag Luft 1, einem Stammlager für alliierte Kriegsgefangene in Deutschland und den seinerzeit von Deutschland besetzten Ländern, in dem vorwiegend Offiziere untergebracht waren. Wie viele Nachfahren von ehemaligen Kriegsgefangenen war er daran interessiert, die Örtlichkeiten kennen zu lernen, in denen sein Vater eineinhalb Jahre gefangen gehalten wurde.
Leutnant John Smythe, Träger des Ordens „Order of the British Empire“, stammte ursprünglich aus Sierra Leone in Westafrika. Er war einer der ersten schwarzen Offiziere in der Royal Air Force und Navigator in einem Stirling Bomber. Nachdem er auf dem Rückweg von einem Angriff auf Berlin von deutscher Flak und Jagdflugzeugen am 18. November 1943 angegriffen worden war, musste er aussteigen und gelangte so als Kriegsgefangener ins Stalag Luft 1.
Mitglieder der DOK zeigten Eddy Smythe die Gedenkstätte Stalag Luft 1 am Fuchsberg und führten ihn durch ihre Ausstellungsräume im Bürgerhaus. Ein weiteres Ziel war nach einem Besuch des KZ-Mahnmals das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers im Barther Fliegerhorst und der dortige Gedenkpfad. Dies war ein höchst emotionaler Moment, denn Recherchen von Helga Radau, der Ehrenvorsitzenden der DOK, hatten zweifelsfrei ergeben, dass John Smythy einer von vier alliierten Kriegsgefangenen war, die nach ihrer Befreiung angeführt von einem Arzt als erste ins KZ-Gelände kamen, um medizinische Hilfe zu leisten. Was sie dort an menschlichem Leid zu sehen bekamen, muss unbeschreiblich gewesen sein.
Sohn Eddy sagte, dass sein Vater lange gar nichts von seiner Zeit als Kriegsgefangener erzählt hätte, nur, dass er trotz seiner Hautfarbe nicht anders behandelt worden sei als die anderen. Erst kurz vor seinem Tod 1996 gelang es seinem Sohn ausführlichere Informationen zu erhalten. Mit diesen erschütternden, für ihn völlig unerwarteten Eindrücken wird Eddy Smythe nun zu Hause selbst weiter recherchieren und die Mitglieder der DOK werden ihn dabei tatkräftig unterstützen. Im Sommer möchte er gerne mit seiner Familie wieder kommen.
Dieter Boedeker